Die Geschichte der FF St. Pölten-Unterradlberg

Die Gründung

Brände und Feuersbrünste bedeuteten stets eine große Gefahr für Mensch und Tier. Um eine organisierte, rasche und zweckmäßige Hilfeleistung bei derartigen Schadensereignissen gewährleisten zu können, schlossen sich unter dem am 1. November 1893 gewählten Kommandanten, Herrn Jakob Zimmermann, 29 Unterradlberger und Oberradlberger zusammen und gründeten so die Freiwillige Feuerwehr St. Pölten-Radlberg. Die konstituierte Wehr gehörte dem Bezirksfeuerwehrverband Herzogenburg an.

Bereits im Dezember konnte eine vierrädrige Saug- und Druckspritze der Marke Knaust angekauft werden (die 950 Gulden dafür zahlte die Feuerwehr in den nächsten 6 Jahren ab). Das dazugehörige Spritzenhaus konnte nach 2-monatiger Bauzeit am 13. Oktober 1894 seiner Bestimmung übergeben werden. Um einen Brand in den umliegenden Ortschaften besser lokalisieren zu können, wurde 1898 neben dem Gerätehaus ein Steigbaum errichtet.

Im Jahre 1902 zählte der Verein bereits 30 „ausübende“ sowie vier Ehren- und zehn unterstützende Mitglieder. Im Jahr darauf wurden zwei Hydrofore (Handdruckspritzen mit einer Wurfweite von bis zu 30 m) angeschafft. Als Löschwasserentnahmestelle dienten der Feuerwehr vorrangig der Mühlbach, der Gemeindebrunnen, sowie einige ergiebige Hausbrunnen.

Da sich der Mannschaftsstand bis 1911 auf 47 aktive Mitglieder erhöhte, konnte eine Sanitätsstaffel aufgestellt werden. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs hatte auch die Feuerwehr Radlberg mit massiven Personalproblemen zu kämpfen. So rückten 1916 gleich 25 aktive Mitglieder ein. Um die Einsatzbereitschaft weiterhin aufrechterhalten zu können, wurden 10 Ersatzmitglieder angeworben. Nach dem Ende der Kriegshandlungen konnte die Feuerwehr allerdings ihre gewohnten Aktivitäten wieder aufnehmen.

Betriebsfeuerwehr Firma Schüller & Co. AG

1924 wurde die Betriebsfeuerwehr der Firma Schüller & Co. AG als Filiale gegründet. Zu dieser Zeit zählte die Feuerwehr bereits wieder beachtliche 68 „ausübende“ Mitglieder. So wurde der Neubau des Oberradlberger Spritzenhauses notwendig, das am 18. Juli 1926 feierlich eröffnet wurde.

1927 erwarb die Feuerwehr eine Motorspritze Marke Rosenbauer, die die Aufschrift „Freiwillige Feuerwehr Radlberg 1927“ und befindet sich immer noch im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Unterradlberg. Im November 1927 trat die FF Radlberg dem Roten Kreuz bei.

Den Höchstwert mit 80 Aktiven wurde 1929 erreicht. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der Feuerwehrmusikkapelle, die sich jedoch infolge der Kriegsereignisse auflöste.

Der 4. Zug erklärte sich 1931 zur selbstständigen Wehr, und durch den Übertritt von 19 Mitgliedern zur selbstständigen Fabriksfeuerwehr Schüller verringerte sich der Mannschaftsstand auf 65.

Die Eingemeindung im Mai 1939 führte zur Umbenennung in „Freiwillige Feuerwehr St. Pölten-Unterradlberg“.

Leider fehlen von 1939 bis 1945 die Protokollbücher, deshalb ist es schwer möglich, Details aus dieser finsteren Epoche zu erfahren. Aus mündlicher Überlieferung ist jedoch zu erfahren, dass nach Ende des Zweiten Weltkriegs die wenigen im Ort verbliebenen Feuerwehrmänner und einige andere Radlberger einen Teil der verschleppten Löschgeräte sicherstellten, reparierten und in Betrieb nahmen.

Im Jahre 1946 zeigte die Ralberger Bevölkerung ihre große Verbundenheit mit der Feuerwehr und spendete die für die Nachkriegszeit äußerst beachtliche Summe von 853,50 Schilling.

1947 wurde am Gerätehaus der schon lange gewünschte Schlauchturm errichtet.

Die FF Radlberg spaltet sich

Die Trennung der beiden Ortsteile Unter- und Oberradlberg erfolgte am 15. Februar 1948 nach einem Antrag vom Kommandanten bei der Generalversammlung. Die verbleibenden 20 Mitglieder begannen mit einem kontinuierlichen Aufbau des Mannschafts- und Ausrüstungsstandes. Ein Tragkraftspritzenwagen wurde 1961 gekauft, eine elektrische Sirene wurde 1963 angeschafft, die Kosten trug die Stadtgemeinde St. Pölten.

Unter der Führung des heutigen Ehrenkommandanten Karl Wegscheider sen. veranstaltete die Freiwillige Feuerwehr St. Pölten-Unterradlberg 1970 das erste Feuerwehrfest, dessen Reinerlös die finanzielle Grundlage zum Ankauf des ersten Feuerwehrautos, eines KLF-Ford Transit, darstellte.

Neues FF-Haus in Unterradlberg

Am 19. September 1982 erfüllte sich ein langjähriger Traum der Wehr: Der Bürgermeister der Stadt St. Pölten, Hans Schickelgruber, übergab das neue Feuerwehrhaus seiner Bestimmung. In mehr als 7000 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden hatten sich die Unterradlberger Feuerwehrmänner ein zweckmäßiges Gebäude errichtet. Gleichzeitig mit der Eröffnung wurde auch ein Kommando- und Mannschaftstransportfahrzeug (VW-Bus) in‚ Betrieb genommen. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Mannschaftsstand 37 aktive Mitglieder und drei in der Reserve.

Ab 1986 leitete E-HBI Ing. Wolfgang Helm die Geschicke der Feuerwehr. Ihm zur Seite stand BI Franz Miedler. Die enorme Steigerung der Industrie- und Gewerbebetriebsansiedlungen sowie verstärkter Wohnbau führten zu einer weiteren Aufrüstung der Einsatzfahrzeuge der Ortsfeuerwehr. Im Dezember 1991 wurde ein Tanklöschfahrzeug 2000 in Betrieb gestellt, im Dezember 1992 folgte ein modernes Kommando- und Mannschaftstransportfahrzeug.

Die Feuerwehrjugend

Um den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr auch in Zukunft garantieren zu können, kam es im Februar 1993 zur Gründung einer Feuerwehrjugendgruppe, aufgrund derer auch erstmals Damen aufgenommen wurden.

Mit 2018 zählte die Feuerwehrjugend in den vergangenen 25 Jahren insgesamt 71 Mitglieder, von denen derzeit noch 38 der FF Unterradlberg angehören. 12 ehemalige Jugendmitglieder bekleiden Führungspositionen; so sind derzeit alle Kommandomitglieder, Chargen und Sachbearbeiter (bis auf 1 Person) aus der Feuerjugend aufgestiegen.

 

Um die Feuerwehrjugend und die Aktivmannschaft sicherer befördern zu können, wurde 1993 ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) komplett eigenfinanziert angeschafft.

Der zum Großteil selbst finanzierte und in Eigenleistung errichtete Zubau zum Feuerwehrhaus 1995 bis 1997 schaffte mehr Platz für die neue Feuerwehrjugend und Gardeobenräume.

Das Pumpenfahrzeug wurde 1999 durch ein neues Kleinlöschfahrzeug (KLF) ersetzt. 2004 wurde der Fuhrpark um einen Anhänger erweitert, mit dem Zelt- und Lagerequipment für Jugendlager und Einsatzmaterial einfacher transportiert werden können. Ein Update erfuhr das Feuerwehrhaus 2005 mit dem Einbau neuer Tore (finanziert von der Stadt St. Pölten).

Das Abschnittsfeuerwehrjugendlager, das Gegen Ende der Ferien die Feuerwehrjugendlichen das Abschnittes St. Pölten-Stadt jedes Jahr in einem anderen Ortsteil zusammenbringt, wurde von der FF Unterradlberg drei Mal veranstaltet: 1999 in der Traisenau, 2008 und 2017 beim Feuerwehrhaus. Für die Feuerwehrjugend des Bezirkes St. Pölten wurde außerdem 2013 ein Highlander-Bewerb organisiert.

Ein weiteres Bewerbs-Highlight waren die 2009 ausgerichteten Abschnittsfeuerwehrleistungsbewerbe in Unterradlberg, bei der sich auch Bürgermeister Mag. Matthias Stadler und Vizebürgermeisterin Susanne Kysela mit zwei Gruppen vor den aufmerksamen Augen der Bewerter gut durchkämpften.

Weitere Umbauten und Anschaffungen folgten: 2011 wurden in Eigenleistung der Keller saniert und eine Terrasse errichtet, 2014 eine neue Sirene auf der Volksschule installiert. Das neue MTF wurde 2013 und das neue Hilfeleistungsfahrzeug 2 (HLF2) als Ersatz für das 26 Jahre alte Tanklöschfahrzeug 2017 angekauft.

Seit Jänner 2016 steht Ing. Stefan Kassubek an der Spitze der FF Unterradlberg, unterstützt von Kommandant-Stellvertreter Hannes Lindner und Verwalter Michael Helm.